Als Infodump bezeichnet man die Überfrachtung von Romantexten mit Informationen. Das Hauptproblem dabei ist, dass einerseits der Autor die Vermittlung des Wissens für notwendig hält, aber die Menge den Leser langweilt. Manche Autoren kommen deshalb auf die Idee, die Informationen in Dialoge einzubauen. Dies ist grundsätzlich eine gute Idee. Es kommt aber auf die Details an.
Was macht Dialoge gut, was sollte man vermeiden?
Das „Wie du weißt Bob“-Syndrom
Im englischen Sprachraum gibt es den hübschen Begriff „As you know, Bob“ für eine spezielle Art von Infodump in Dialogen. In einer typisch komischen und natürlich satirisch überzeichneten Art und Weise finden sich Textbeispiele wie dieses:
„Wie du weißt, Bob, haben vor zwanzig Jahren die achtarmigen Außerirdischen die Erde angegriffen und unsere ganze Zivilisation zerstört. Seitdem leben wir in diesen Höhlen.“
„Ja, das ist hart.“
Es ist natürlich sinnvoll für einen Leser zu erfahren, dass es in diesem Roman um den Überlebenskampf der Reste der Menschheit gegen die bösen Aliens geht. Nur, so wie es vermittelt wird, reizt es die Lachmuskeln. Der Hauptgrund ist, dass zwei Menschen niemals über Dinge reden, die sie bereits genau kennen. Jedenfalls nicht in dieser Weise.
Das Problem mit dem Infodump und dem „Wie du weißt, Bob“-Syndrom ist jedoch, dass er nicht so offensichtlich auftritt, sondern sich manchmal subtil in Texte einschleicht.
„Wie du weißt, haben wir wenig Geld, seitdem die einzige große Fabrik in der Stadt Pleite gegangen ist.“
„Wie du weißt, dürfen wir uns in der Bar nicht blicken lassen, seitdem du die weiblichen Angestellten belästigt hast.“
Eine Spielart des Infodumps mit „Wie du weißt, Bob“ ist das „Dein Vater, der König von England“-Syndrom.
„Wie du weißt, wird dein Vater, der König von England, den getroffenen Maßnahmen niemals zustimmen! Vergiss es also!“
Hier tritt der Infodump auf um den Leser wissen zu lassen, dass eine der Romanfiguren das Kind des Königs von England ist. Auch hier treten in der Realität verschiedene Spielarten auf:
„Wie du weißt, wird dein Onkel, der Leiter dieser Firma, bald eine Entlassungswelle in Gang setzen um die Rentabilität zu erhöhen.“
„Wie du weißt, wird dein Cousin, der Bürgermeister dieser Stadt, den Vorschlag morgen in den Stadtrat einbringen.“
Besondere Vorsicht ist also geboten, wenn zwei Protagonisten in einem Roman sich über Dinge unterhalten, die jeder von ihnen kennt. Dies sind keine echten Dialoge, sondern es ist die Vermittlung von Informationen über einen speziellen Hintergrund der Handlung ausschließlich für den Leser. Damit wird der Text jedoch langweilig.
Können sich zwei Personen über Dinge unterhalten, die sie bereits kennen?
Ja, durchaus. Man muss es jedoch realistisch verpacken und damit glaubwürdige Dialoge erzeugen. Ich habe da folgenden Vorschlag. In der Szene unterhält sich ein Abteilungsleiter mit seiner Mitarbeiterin. Sie hat eine Projektidee und er ist zögerlich.
„Frau Meyer, ich möchte ehrlich mit Ihnen sein. Ich sehe die realistische Gefahr, dass die Veranstaltung im Chaos endet, dass Sie nicht alle Eventualitäten eingeplant haben. Sie neigen dazu, Dinge ad-hoc zu lösen. Erinnern Sie sich noch an das Marketingprojekt im letzten Jahr, als die von Ihnen geschätzte Absagequote der Teilnehmer viel zu hoch ausfiel?“
„Durchaus“, sagte sie und verzog den Mund. Sie ahnte, worauf es hinauslaufen würde. Warum konnte man nicht endlich einen Schlussstrich unter die Sache ziehen?
„Das hat mit dem aktuellen Projekt nichts zu tun! Letztes Jahr habe ich mir die Finger wund telefoniert auf der Suche nach Hotelzimmern und ich war erfolgreich! Fast alle bekamen einen Platz in direkter Nähe zur Innenstadt. Natürlich haben sich einige darüber beschwert, dass sie ein anderes Hotel beziehen mussten! Aber es gibt immer Meckerer! Die Mehrheit hat ein positives Feedback abgegeben!“
Ist das, was Frau Meyer nicht erwähnte, dem Leser klar? Kann man die nötigen Rückschlüsse ziehen, auf den Charakter von Frau Meyer und was damals passierte, ohne Infodump?
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