Auf der Suche nach einem Bösewicht

Als Fortsetzung der Reihe „Auf der Suche nach einem spannenden Plot“, mit dem hier bereits veröffentlichten Teil 1, sowie dem Teil 2, spinnen wir die fiktive Geschichte um die Entführung von Rapunzel weiter.

Was uns fehlt ist der Bösewicht. Mir persönlich, als fleißigem Leser von diversen Genres, gefällt vor allem die oft anzutreffende Eindimensionalität der Gegenspieler des/der Helden/ Heldinnen überhaupt nicht.

Besonders im Fantasy-Bereich findet sich leider immer wieder eine ziemlich flache Figur für den Bösewicht. Er wurde schon Böse geboren, kann nur Böse und versteht nur Böse.

Können Sie sich vorstellen, wie langweilig das ist? Wenn man dem Leser einen Gefallen tun will, dann sollte man eine innerlich zerrissene Figur präsentieren. Jemand, der sich nicht bewusst ist, dass er auf der dunklen Seite steht, der im Grunde seines Herzens jedoch davon überzeugt ist, eigentlich nur Gutes zu tun. (Auch wenn er vielleicht auf der ganzen Welt die einzige Person ist, die das wirklich glaubt). Als Autor ist es nicht leicht, ein glaubhaftes Erklärungsmuster für die Taten des großen Gegenspielers zu präsentieren.

Das Problem, die Handlungen eines Bösewichtes zu erläutern, ist übrigens sehr alt. Schon Shakespeare hatte damit seine Probleme. So verrät er in „Richard III“ folgendes  über die Motive  seines Antagonisten:

PS: Das Wort „Bildung“ in dem Text dürfen Sie nicht mit „Wissen“ gleichsetzen, sondern eher mit dem Begriff: „ein schönes Bild abgeben.“

Doch ich, zu Possenspielen nicht gemacht, noch um zu buhlen mit verliebten Spiegeln; ich, roh geprägt, entblößt von Liebesmajestät, vor leicht sich dreh’nden Nymphen mich zu brüsten; ich, um dies schöne Ebenmaß verkürzt.

Von der Natur um Bildung falsch betrogen, entstellt, verwahrlost, vor der Zeit gesandt, in diese Welt des Atmens, halb kaum fertig gemacht, und zwar so lahm und ungeziemend, dass Hunde bellen, hink ich wo vorbei.

Ich nun, in dieser schlaffen Friedenszeit, weiß keine Lust, die Zeit mir zu vertreiben, als meinen Schatten in der Sonne spähn und meine eigne Mißgestalt erörtern. Und darum, weil ich nicht als ein Verliebter kann kürzen diese fein beredten Tage, bin ich gewillt, ein Bösewicht zu werden! Und Feind den eitlen Freuden dieser Tage.

Nun ja, weil man hässlich aussieht, bleibt einem nur die Rolle als böser Mensch. Das ist zwar auch sehr an den Haaren herbeigezogen, doch immer noch vernünftiger als überhaupt keinen Grund zu liefern. Aber man kann sehen: Auch Shakespeare hatte mit den Begründungen für böses Verhalten so seine Probleme. Für Autoren ist dies nicht immer ein guter Trost, aber besser als nichts, oder?

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