Auf der Suche nach einem spannenden Plot 2

Auf der Suche nach einem spannenden Plot für einen Thriller gaben die Gebrüder Grimm mit der Story über Rapunzel eine Vorlage. Im ersten Teil führte ich aus, wie man so eine Idee grundsätzlich in die Moderne übertragen kann. Hier möchte ich die Dinge aufgreifen, die im ersten Teil entwickelt wurden. Zur Wiederholung die wichtigsten Punkte:

  • Rapunzel lebt in der Stadt, verträgt sich nicht gut mit ihren Eltern
  • die Ferien verbringt sie deshalb im Reiterhof ihrer Tante auf dem Land
  • sie und ihre Tante haben ein gutes Verhältnis zueinander

So, wie machen wir weiter? Den zentralen Bösewicht auftauchen lassen, der Rapunzel entführt?

Nein, das ist mir persönlich noch zu früh. Von dem großen Gebäude, das sinnbildlich für unseren Plot stehen soll, existiert nun das Fundament (Entführung von Rapunzel), der Keller (verträgt sich nicht mit den Eltern) und das Erdgeschoss (fährt aufs Land zu ihrer Tante). Ich gehöre zu den Menschen, die sich nun eine Pause gönnen und über die Inneneinrichtung nachdenken. Bisher haben wir nur kahle Wände, keine Möbel und ein flauschiger Teppich wäre doch auch nicht schlecht!

Wie erhält man das alles? Nun, die vielen Statisten sind es, die in einem Roman sinnbildlich das Mobiliar darstellen. Sie hübschen die Rahmenhandlung auf, sind die Blumen auf dem Tisch, die Tapete an der Wand und der Vorhang am Fenster. Der große Vorteil von Statisten ist , dass man sich als Autor – im Gegensatz zu den Hauptpersonen – keine tieferen Gedanken über den Charakter der Figuren machen muss. Kein Leser interessiert sich für die Vergangenheit oder die Ansichten eines Pizzaboten, der nur kurz auftaucht, seine Ware abliefert und dann aus dem Roman für immer verschwindet.

Mit welchen Statisten können wir Rapunzel also umgeben? Spontan fallen mir da Freundinnen ein, mit denen sie sich am letzten Schultag vor den Ferien im Foyer der Schule unterhält. Die Anzahl der Personen sollte drei nicht übersteigen. Man könnte sie abwechslungsreich gestalten. Freundin A ist begeistert von der Idee, die Ferien auf dem Land bei Pferden zu verbringen. Freundin B hält das für tödlich langweilig und reagiert nur genervt. Freundin C ist ein kleines Mauerblümchen, froh darüber, überhaupt mit A und B zusammen sein zu dürfen und passt sich jeweils der herrschenden Meinung an. Da sich A und B streiten, versucht sie einen Themawechsel herbei zu führen.

Ich persönlich würde es in dem Plot vermeiden wollen, eine Lehrkraft auftauchen zu lassen. Es sind Ferien und was, außer guten Ratschlägen, könnte so ein Statist geben?

Im Reiterhof der Tante trifft unsere Rapunzel auf Leute, die dort ihre Pferde zur Miete eingestellt haben. Was für Personen könnten da auftauchen, welche die Rahmenhandlung etwas aufhübschen? Möglich wäre eine überdrehte Frau, die ihr Pferd verhätschelt und Rapunzel, die im Stall aushilft, mit übertriebenen Wünschen belästigt. Rapunzel macht in den Augen der Frau alles falsch und bekommt eine dumme Bemerkung nach der anderen an den Kopf geworfen. Dann könnte dort ein weiteres junges Mädchen arbeiten, mit der Rapunzel sich anfreundet. Falls die nervtötende Frau nicht genügend Probleme macht, findet sich bestimmt noch die verwöhnte Tochter eines örtlichen Unternehmers, die vor lauter Arroganz kaum laufen kann und Rapunzel ihre Verachtung zeigt. Natürlich macht diese junge Dame sich auch Sorgen darüber, dass ihr Pferd völlig unsachgemäß behandelt wird.

Zuviel Klischees über arrogante Personen und ihre Pferde? Okay! Wie wäre es mit jungen Kindern, die das Reiten lernen wollen und von Rapunzel betreut werden? Eltern, die sich Zusatzstunden wünschen und fragen, ob auch am Abend noch Termine möglich sind? Rapunzel könnte dann vor dem Zwiespalt einer Zusage stehen, obwohl sie eigentlich ihre Ruhe haben möchte. Wie heißt es doch so schön: Viele Wege führen nach Rom!

Allein an den schnell ausgedachten Beispielen lässt sich zeigen, wie man mit Hilfe von Statisten eine Rahmenhandlung verbessern kann. Sie sind das Salz in der Suppe. Ohne sie schmeckt sie fade, doch zuviel schadet! Es gilt, eine Balance zu wahren und die Haupthandlung – in diesem Fall die Entführung von Rapunzel – nicht aus den Augen zu lassen!

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