Für die Planung eines Romans fand ich bisher keine umfangreiche Checkliste. Ich habe deshalb für mich etwas zusammengestellt und möchte es in einer ausführlichen Version den Lesern meines Blogs vorstellen.
Dwight V. Swain, dessen Schreibratgeber ich bereits einem Beitrag vorgestellt habe, geht von drei wesentlichen Elementen einer Handlung aus: Ziel, Motivation, Konflikt. Ferner hat der Protagonist interne und externe Ziele. Die Planung wird damit einfacher.
Externes Ziel:
Hier handelt es sich um das wesentliche Handlungselement. Worum geht es in dem Roman? Hier Beispiele aus bekannten Romanen. In „Tribute von Panem“ ist Überleben das Ziel, in „Die Bestimmung“ entweder die Aufdeckung einer Verschwörung oder das Gewinnen der Liebe von Four oder die Selbstverwirklichung eines jungen Mädchens. (Ehrlich gesagt, habe ich es bisher noch nicht herausgefunden. Vielleicht hat ja ein Leser einen Tipp für mich)
Interne Ziele:
Hier geht es um Emotionen, große Gefühle. Was treibt den/die Hauptpersonen an? Womit kämpft er innerlich, ohne es vielleicht zu wissen?
Motivation:
Wie jeder von uns, will die Hauptfigur des Romans eigentlich nicht, dass sich irgendetwas an ihrem bisherigen Leben ändert. Vielleicht träumt er/sie zwar davon, doch fehlt der Mut/die Energie für den letzten Schritt. Dieser Teil ist schwierig zu konstruieren. Es muss ein einschneidendes Ereignis passieren, das die Hauptperson aus der Bahn wirft. Andererseits braucht diese Person auch den Mut, den neuen Weg zu gehen. Woher kommt der Mut? Was bringt den Hauptcharakter dazu, das neue Ziel zu verfolgen, alles liegen und stehen zu lassen? Arbeitet man hier nicht gründlich, dann verliert der ganze Roman seine Glaubwürdigkeit.
Konflikt:
Wenn das Ziel klar ist, gehört es zu den Aufgaben des Autors, dem Held/der Heldin alle möglichen Steine in den Weg zu legen, damit das Ziel frühestens kurz vor dem Romanende erreicht wird. Arbeiten Sie mit tiefer Depression, Verzweiflung zwischendurch.
Beispiele:
Katniss Everdeen kämpft innerlich mit ihren Emotionen zu zwei netten Jungs. Die Motivation zur Aufnahme des Kampfes entstand aus dem Beschützerinstinkt gegenüber ihrer kleinen Schwester. Für sie verlässt sie ihre Heimat, schließt vor den Spielen mit ihrem Leben ab. Während der Vorbereitung hadert sie mit der Zuneigung von Peeta, während des Kampfes mit der Heuchelei über das unglückliche Liebespaar in der Arena.
Die Konflikte in der Handlung haben nicht immer primär mit dem Kampf zu tun. Vieles passiert unter der Oberfläche. Soll man weiter heucheln, ist das überhaupt in Ordnung? Verträgt Peeta die Wahrheit? Das Schöne an dem Charakter der Katniss ist die Tatsache, dass sie eben nicht wie eine seelenlose Kreatur durch die Handlung läuft, gefühlt die Checkliste der einzelnen Einsätze abarbeitet wie ein Automechaniker den Wagen vor der TÜV-Prüfung.
Katniss bekommt Steine in den Weg gelegt, die mit ihren Moralvorstellungen zu tun haben. Die Grenzen, die sie überschreiten muss, haben mit ihrer Sicht auf die Welt zu tun, mit ihrem Charakter. Der beste Konflikt, den man sich vorstellen kann, ist der mit sich selbst.
Hier eine kleine Checkliste für die Planung:
- Was genau will der Protagonist/die Protagonistin? Wonach verlangt sie tief in ihrem Innern, was ist ihr Plan?
- Wissen Sie als Autor, warum ihre Protagonistin das will, was sie will? Was bedeutet die Erfüllung des Zieles genau, speziell für sie? Warum will sie das tun?
- Wissen Sie, was das externe Ziel der Protagonistin ist? Was schleudert sie in die Handlung hinein? Sehen Sie bitte davon ab, ihre Protagonistin einfach in eine schlimme Situation zu bringen und dann zu sehen, was passiert. Das erstrebte Ziel muss die Erfüllung eines langjährigen, evtl. nur unbewusst vorhandenen Traums sein. Die Erfüllung des Ziels bedeutet für den Romancharakter, dass er sich einem ebenfalls tief sitzenden Problem, einer langjährigen Furcht stellen muss. Gehen Sie von sich selbst aus. Was fürchten Sie, welche Dinge sind für Sie besonders schlimm? Was könnte Sie dazu zwingen, trotzdem genau das zu tun?
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