Ein Jahresgehalt vom Verlag und viel Zeit zum Schreiben?

Kann das funktionieren? Eine britische Firma bietet hoffnungsvollen Nachwuchsautoren ein festes Jahresgehalt an, damit sie sich nicht mit Nebenjobs über Wasser halten müssen und viel Zeit zur Fertigstellung ihres Manuskripts haben. Der Name der Firma ist De Montfort Literature.


Obgleich das Angebot sich an englischsprachige Autoren richtet und deshalb für den deutschen Markt eher uninteressant ist, lohnt es sich, die Thematik näher zu beleuchten. De Montfort glaubt nicht weniger als die Lösung für ein altes und großes Problem gefunden zu haben:

Wie finde ich aus einer anonymen Masse an Autoren die heraus, die zukünftig Bestseller schreiben werden und – hier kommt das Interesse des Verlags zum Zug – mit denen ich viel Geld verdienen kann?

Bisher wird dieses Problem in mehreren Stufen zu lösen versucht. Verlage erhalten Angebote, Lektoren sichten und beurteilen die Werke und leiten hoffnungsvolle Titel innerhalb des Verlags weiter, wo sie nochmals diverse Hürden überwinden müssen. Das Internet ist voll von Beispielen berühmter Autoren, die durch dieses System mehrfach durchgefallen sind, deren Werke als „nicht marktreif“ oder „nicht Erfolg versprechend“ bezeichnet wurden. J. K. Rowling und ihr Harry Potter ist ein solches Standardbeispiel. Zahlreiche Verlage lehnten Harry Potter ab. Nur Bloomsbury griff zu und brachte das Werk in einer vorsichtigen Auflage von 500 Stück heraus. Der Rest ist Geschichte.

Wahrscheinlich sind sich alle Verlagsvertreter einig, dass das bisherige System unzureichend ist. Leider gibt es kein Besseres.
Hat nun De Montfort den Stein der Weisen gefunden? Die Firma setzt auf einen Algorithmus, der angeblich gute Autoren erkennt, einen nachfolgenden psychometrischen Test und ein persönliches Gespräch. Wer in allen drei Bereichen gut abschneidet bekommt einen von zehn Plätzen, ein Jahresgehalt von 24.000 britischen Pfund und eine 50 % Beteiligung am Erfolg des geschriebenen Werkes. De Montfort setzt darauf, dass gute Autoren Zeit zum Schreiben benötigen und deshalb keine Nebenjobs unterhalten sollten, nur um sich damit finanziell über Wasser halten zu können. Bezüglich des Genres ist De Montfort indifferent. Von Fantasy zu SciFi oder Krimi oder Jugendroman ist so ziemlich alles möglich. Auch benötigt der Autor/die Autorin keine Erfahrung, kein bisher veröffentlichtes Werk.  Die Idee müsse nur „gut“ sein.

Damit stehen wir wieder vor der alten Frage: Wann ist ein Manuskript „gut“?

Jonathan de Montfort glaubt an die Macht eines Computeralgorithmus. Damit verdiente er am Finanzmarkt Geld als Hedge Fond Manager. Was an der Börse funktionierte, klappt auch im Buchmarkt, das ist das Prinzip von De Montfort Literature.

Werden also Lektoren bald von einem Computer abgelöst, der stellvertretend für sie den Daumen hebt oder senkt? Die Zukunft wird es zeigen.

Ehrlich gesagt warte ich auf die Bestseller-Autorin, die bei De Montfort durchgefallen ist und nun trotzdem viel Geld mit Schreiben verdient, da ein anderer Verlag an sie glaubte und ebenfalls die Leser.

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